Klimawende: Ein Hightech-Koffer speichert CO2

Mrz 3, 2023

Wie aus Abfallstoffen eine regenerative Zukunft entsteht

Es ist so weit: carbonauten polymers und Formcase haben das erste gebrauchsfertige minus CO2 Produkt geschaffen. Erstmalig der Öffentlichkeit präsentiert wird der Hightech-Ladekoffer für Tablets auf der diesjährigen DIDACTA vom 07.03 bis 11.03 in Stuttgart. Er besteht aus einem ganz besonderen Material, welches CO2 aus der Atmosphäre speichert.

minus CO2, wie geht das? carbonauten polymers trägt zur Defossilisierung der Kunststoffindustrie bei, indem technischer Biokohlenstoff in die Kunststoffmatrix eingebracht wird. Der Ladekoffer besteht bereits zu 25% aus technischen Biokohlenstoffen, was einem CO2-Äquivalent von 3 kg entspricht. Diese werden aus Biomasseabfällen gewonnen und binden pro Tonne etwa 3,3 Tonnen CO2. Das Beste: Die bis zu 50% mit Biokohlenstoff gefüllten Granulate werden nicht wesentlich teurer sein als ihre rein fossilen Pendants – regenerativ, besser und billig. 

Ab der Idee Biokohlenstoff in Kunststoffe einzumischen, bis zur Fertigstellung des ersten marktfähigen Produkts, war es ein langer Weg:

Einfach mal machen, könnte ja gut werden

Die Idee kam von Torsten Becker, einem der beiden Gründer von carbonauten im Sommer 2019. Ohne tiefgehendes Fachwissen im Bereich der Kunststoffverarbeitung geht das damals noch kleine Team der carbonauten im Oktober desselben Jahres auf ein führendes Kunststoffinstitut zu, um zu erforschen was passiert, wenn Biokohlenstoff aufgemahlen und in eine Kunststoffmatrix eingemischt wird. 

Im Versuch werden die zwei Materialien das erste Mal compoundiert, also der Biokohlenstoff einem recycelten Biopolymer zugemischt. Es funktioniert überraschend gut. Direkt bis zu einem Füllgrad von 30% Biokohlenstoff. Aus dem fertigen Material werden im Spritzguss Prüfstäbe hergestellt. 

Das erste Produkt entsteht

Die Idee funktioniert so gut, dass carbonauten weiterforscht. Am nächsten Tag an einer anderen Maschine. Dort wird eine kleine Kunststoffschale spritzgegossen. Erneut hervorragende Ergebnisse. Es werden einige Parameter angepasst, und schon kann das Material bestens verarbeitet werden. Bis heute nimmt die Schale einen Ehrenplatz im Konferenzraum der Carbonauten ein. 

Erste Partner aus der Industrie & technisches Know-how

Und dann steht so ein junges Unternehmen erst mal da. Mit der Intention die Welt zu retten, einer Anwendung, die riesiges Potential im Kampf gegen die Klimaeskalation birgt, einem Patent auf die Kombination von Biokohlenstoff mit verschiedenen Bindern, und ziemlich wenig Wissen darüber, was als nächstes kommt. 

Denis Maier aus der F&E-Abteilung treibt die Forschung voran, belegt Seminare und macht Versuche mit verschiedenen Polymeren. Er präsentiert die Idee auf verschiedenen Events und bekommt reges Interesse entgegengebracht. Ende 2019 kommt carbonauten erstmals mit Daimler in Gespräche und entwickelt erste Projektideen. 

Die Basics stimmen, jetzt ist Wachstum angesagt

Das carbonauten polymers Team besitzt Anfang 2020 genug fachliches Know-how im Polymerbereich um nicht nur Kohlenstoffe diversen Kunststoffen beizumischen, sondern ist auch in der Lage die Eigenschaften der Granulate durch das Beimischen von Additiven zu optimieren. Eine verbesserte Formbeständigkeit, reduziertes Gewicht sowie eine verbesserte Temperatur- und UV-Beständigkeit kann in Labortests nachgewiesen werden. Spätestens jetzt steht carbonauten polymers als eigenständiger Geschäftsbereich für die Zukunft fest. 

In Kooperation mit Gardena werden Fittings spritzgegossen, mit Daimler eine Kofferraumwanne tiefgezogen und mit verschiedenen Partnern Industrieverpackungen hergestellt. Die Anwendungen passen immer besser zur Grundidee von carbonauten. Produkte mit langem Lebenszyklus, die im Kreislauf zirkulieren und nicht weggeworfen werden. 

Ideen in Richtung Ausgründung & der technische Leiter kommt an Bord

Die Produktion von technischem Biokohlenstoff und die Herstellung von gebrauchsfertigen Compounds sind zwei sehr unterschiedliche Prozesse und letztendlich komplett verschiedene Geschäftsbereiche mit unterschiedlichen Ineressengruppen. Ende 2020 kommt erstmals die Idee auf, carbonauten polymers als eigenständige Firma auszugründen. Eine Ausgründung würde potenziellen Investoren aus dem Kunststoffbereich die Möglichkeit geben, direkt in den Kunststoffzweig der carbonauten zu investieren. Das macht es deutlich einfacher, strategische Partnerschaften zu entwickeln. 

Dr. Cristian Hedesiu wird im Sommer 2021 CTO von carbonauten polymers und bringt geballte Expertise mit. Er hat in Polymer-Wissenschaften promoviert und anschließend viele Jahre in der Forschung & Entwicklung für internationale Kunststoffgrößen gearbeitet. Er kennt die Notwendigkeit für die Defossilisierung der Kunststoffindustrie und ist vom Potential der technischen Biokohlenstoffe von Anfang an begeistert. 

Heute – Kurz vor der Ausgründung

Das erste marktfähige Produkt ist fertiggestellt. Ein, wenn nicht „Der“ Meilenstein für jedes Startup. Nachdem viel Zeit und Ressourcen investiert wurden, verfügt carbonauten polymers heute über einen Lösungsansatz zu fast jeder Problematik. Die Produkte sind inzwischen größer als die Menschen, die sie entwickeln, wie beispielsweise in einem aktuellen Projekt mit Volvo construction equipment.

Aus der Idee „carbonauten polymers“ wird eine eigene GmbH, das ist beschlossene Sache. 

Wie geht’s jetzt weiter?

Der erste eigene Compounder von Thermofischer ist bestellt. Dieser compoundiert nicht nur, sondern extrudiert auch. Das bedeutet nochmals einen enormen Temposchub für die F&E. Mit dem Equipment können jedoch nicht nur groß angelegte Versuche durchgeführt, sondern auch erste Serienprodukte, für die bereits in den Startlöchern stehenden Kunden, hergestellt werden. Mit eigenem Vertrieb, technischen Assistenten, Produktionskräften und strategischen Investoren wird die carbonauten polymers GmbH 2023 durchstarten – mit Menschen, für die „fuck CO2“ mehr als nur ein Spruch ist. 

Über Formcase

https://www.formcase.de

Über carbonauten polymers

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